Wiener Motorensymposium – Auf dem Boden der Realität

„Die Elektromobilität zieht sich zurück, der Hype ist vorbei“ – die Worte von Professor Fritz Indra, einst Leiter der Audi-Motorenkonstruktion und anschließend Direktor der Vorentwicklung bei GM Powertrain, lassen an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig. Der Wiener Professor Hans Peter Lenz sekundiert: „Trotz der intensiven weltweiten Bemühungen um leistungsfähige Batterien für Elektroautos wird der Vorsprung des Verbrennungsmotors eher größer als kleiner. Der Verbrennungsmotor macht in der Weiterentwicklung jedenfalls mehr Fortschritte als die Batterie hinsichtlich ihrer Leistungsdichte.“ Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber fordert zwar ebenfalls: „Weg vom Hype und zurück zur Realität“ – plädiert jedoch dafür, den eingeschlagenen Weg zur Elektrifizierung des Automobils weiterzuverfolgen: Man müsse das Auto „neu erfinden“.

Willkommen in der Wiener Hofburg beim 33. Motorensymposium, der wohl renommiertesten Veranstaltung ihrer Art. Neben Diskussionen über die Zukunft des Automobils ist in Wien auch konkreter zu erfahren, was die Hersteller planen. So lässt Audi durchblicken, an einem A7 mit Brennstoffzelle zu arbeiten; Daimler berichtet detailliert über einen neuen 2,1-Liter-Top-Diesel für die A-Klasse mit 125 kW/170 PS und Euro-6-Einstufung; VW gibt Details über die neue TDI-Motorengeneration mit 1,6 und 2,0 Litern Hubraum (66 kW/90 PS bis 140 kW/192 PS) bekannt und beschreibt den neuen EA211-Benzinantrieb, der mit drei und vier Zylindern zwischen 44 kW/60 PS und 110 kW/150 PS leistet. Wer will, kann tief eintauchen in die Themen Aufladung, Einspritzung, Abgasnachbehandlung und Elektrifizierung.

Während über das noch immer vorhandene Potential des Verbrenners weitgehend Einigkeit herrscht, scheiden sich an der E-Mobilität in Wien mehr denn je die Geister, zumal mit Erdgas und synthetischen Kraftstoffen auch dann Alternativen existieren, wenn das Öl tatsächlich zur Neige gehen sollte. Und über den Zeitpunkt für dieses Ereignis streiten sich die Experten ebenfalls. In seinem Abschlussvortrag zählt Audi-Chef Rupert Stadler zahlreiche Argumente pro und contra Elektroauto auf – und stellt fest: „Die Anzahl der Early Adapters ist leider überschaubar.“

Der Durchbruch für die E-Mobilität hänge von vielen Faktoren ab – und ohne eine „Anschubhilfe durch die Politik“ – für die Stadler gleich ein paar Vorschläge lieferte – könne das E-Auto am Standstreifen oder in der Sackgasse liegenbleiben. Daimler-Vorstand Thomas Weber mahnte ebenfalls Unterstützung an – sonst werde „die Million niemals kommen.“ Weber bemerkt nachdenklich: „Wenn sich die Menschen und die Ingenieure nicht mit diesen Themen beschäftigen, dann wird die Zukunft nicht kommen – und dann haben wir ein Problem.“

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