Wildunfälle im Herbst – Die unterschätzte Gefahr

Mit Duftzäunen und blauen Reflektoren gegen Wildunfälle: Bei einem Forschungsprojekt von ADAC und dem Deutschen Jagdverband (DJV) haben diese Hilfsmittel einen entscheidenden Fortschritt gebracht: Wie die Zwischenbilanz zeigt, konnte durch den Einsatz von Duftzäunen und blauen Reflektoren die Zahl der Wildunfälle örtlich um bis zu 80 Prozent reduziert werden. Erprobt werden die Präventionsmaßnahmen an 25 Versuchsstrecken in Schleswig-Holstein, an denen besonders oft Wildunfälle passieren.

ADAC und DJV arbeiten seit Langem gemeinsam an Lösungen, um Wildunfälle zu verhindern. Ein erfolgreiches Mittel sind Wildschutzzäune, die an besonders gefährdeten Autobahnen aufgestellt sind. Sie führen jedoch zu einer immer stärkeren Zerschneidung der Lebensräume der Tiere. An Landstraßen sind elektronische Wildwarnanlagen eine preiswertere Lösung, die ebenfalls viele Wildunfälle verhindern kann.

Der Herbst ist die Periode, in der sich besonders häufig Wild auf die Straße verläuft. Auch wenn Autofahrer um die Gefahr wissen, wird die Gefahr immer wieder unterschätzt. Dabei kann ein Aufprall mit Reh, Wildschwein oder Hirsch fatale Folgen haben. Denn bereits bei einer Kollision mit Tempo 50 beträgt das Aufprallgewicht eines Körpers etwa das 25-Fache des Eigengewichtes.

Bei einem Zusammenstoß mit 60 km/h entwickelt ein nur 17 Kilo schweres Reh ein Aufprallgewicht von rund 800 Kilogramm, hat der TÜV Rheinland berechnet. Das entspricht in etwa dem Gewicht einer ausgewachsenen Kuh. Deshalb sollten Autofahrer besonders nach Wildwechsel-Schildern langsamer fahren, den Fahrbandrand aufmerksam im Blick haben und stets bremsbereit sein. Bei eingeschränkter Sicht und in waldreichen Gebieten sicherheitshalber die Geschwindigkeit drosseln und den Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen vergrößern.

Ist ein Zusammenstoß nicht mehr zu vermeiden sollte man gar nicht erst versuchen auszuweichen. Denn dann besteht die Gefahr, den Gegenverkehr zu gefährden, im Straßengraben zu landen oder gegen einen Baum zu prallen.

Kommt es zu einem Wildunfall, muss zunächst die Unfallstelle gesichert und dann die Polizei gerufen werden. Diese stellt eine Bescheinigung für die spätere Versicherungsregulierung aus. Nur mit dieser schriftlichen Bestätigung leistet die Versicherung Schadensersatz. Sinnvoll ist auch ein Foto der Unfallstelle. Verletzte oder getötete Tiere dürfen in keinem Fall angefasst werden. Einen Kadaver mitzunehmen gilt übrigens als Wilderei und ist somit strafbar.

Der DJV ermittelte anhand einer vorläufigen Auswertung für das Jagdjahr 2012/2013 (April 2012 bis März 2013) knapp 210.000 Kollisionen zwischen Mensch und Tier. Dies entspricht einer Steigerung von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Jahr 2012 ereigneten sich in Deutschland rund 2.500 Wildunfälle mit Personenschaden. Insgesamt wurden dabei etwa 3.000 Menschen verletzt, 20 starben.

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