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Die Route 66 ist ein Traum für jeden
gediegenen Biker und Nostalgiker. Vollständig ist der Mythos aber
erst, wenn die gut 4000km quer durch die USA auf einer waschechten
Harley Davidson abgespult werden können. Dabei trifft man mit
Sicherheit viele Gleichgesinnte – das können Harley-Freunde aber
einfacher haben – ohne sich jeden Abend mit Schmerzen am
Allerwertesten zu quälen…
Im beschaulichen 5000 Seelen Städtchen
Sturgis steigt nämlich das größte Harley-Davidson Festival der
Welt. [foto id=“95337″ size=“small“ position=“right“] Dort treffen sich Anfang August zum 69. mal rund 200 000
Anhänger der Freiheit auf zwei Rädern zum Feiern, Protzen und Abgas
schnüffeln! Ein Großteil der Biker kommt natürlich aus den USA,
aber auch Harley-Verrückte aus Südamerika und sogar Europa machen
sich auf die lange Reise, um vom 3.8. – 9.8. ihrer Leidenschaft zu
fröhnen.
Mal abgesehen davon, dass in Sturgis
kein Fleckchen Platz mehr verfügbar sein wird und Einheimische ihre
Vorgärten als Zeltplätze vermieten, sorgen die zu Hauf tätowierten
und vollbärtgen Kerle für ein nicht zu überhörendes Spektakel:
„Riceburner“, als Reisbrenner nennen sie es. Nur in diesem
Moment sind in Sturgis japanische Bikes im Blickpunkt der Massen. Die
Kawas, Suzukis und Yamahas werden übereinander gestapelt und ein
Feuerstrahl verbrennt unter dem tosenden Beifall alles, was nicht
„made in America“ ist. Es ist fast wie eine Art Krieg der
Anhänger der chromblitzenden Traditionsmarke gegen die asiatischen
Marktführer. In diesem Moment denkt niemand daran, dass der Kampf
gegen die flinken und ökonomischen Asia-Bikes schon lange verloren
ist.
Tattoos, Piercings, laute Maschine: das
alles ist beim Harley-Davidson-Treffen an der Tagesordnung. Wer
auffallen will (und das wollen viele) muss besonders kreativ sein –
oder exhibitionistisch! So zwängen sich auch die – sagen wir
denzent korpulenten – Damen in Netzoberteile, die mehr zeigen, als
sie verdecken. Andere Freunde der nackten Haut präsentieren sich in
einem Hauch von Nichts oder durchsichtigen Negligées. Wem das aber
immer noch nicht reicht, kann seinen Blutdruck zwischen „echten
Kerlen“ beim Wet T-Shirt Contests oder Frauen-Schlammcatchen in
Wallung bringen.[foto id=“95338″ size=“small“ position=“left“]
Zum Glück werden die blitzenden
Feuerstühle aber nicht nur zur Schau gestellt, sondern auch mal
ausgeritten. Rund um Sturgis gibt es herrliche Straßen inmitten des
Badlands-Nationalparks mit atemberaubender Landschaft. In einer
knappen Stunde erreicht man den Mount Rushmore oder bestaunt die
freilebenden Büffelherden entlang der Straßen – und anders als
bei der Route 66 gibt es hier wenigstens viele Kurven!
Mal angenommen mein Oberkörper wäre
komplett tätowiert, mein Gesicht versteckt sich hinter einem
riesigen Bart und ich würde begeistert Harley Davidson fahren: das
Festival würde ICH nicht verpassen! Weil ich aber normalerweise auf
so einem japanischen „Reisrenner“ unterwegs bin, jeden Tag
dusche und den Mythos der Freiheit anders auslebe, bleibe ich doch
lieber hier. Ich sehe das ganze trotzdem positiv: Um so weniger
Harleys stören mich dann Anfang August hieruzulande auf den Straßen,
wenn ich mit meinem Mopped unterwegs bin.
geschrieben von Felix Härtel veröffentlicht am 10.08.2009 aktualisiert am 10.08.2009
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