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Rallyesport wird seit der aktiven Zeit von Walter Röhrl in Deutschland nicht mehr richtig wahrgenommen. Dabei sind die Fahrer der Offroadautos die wahren Motorsporthelden. Wer mit über 150 km/h zentimetergenau durch enge Straßen und Schluchten donnert, muss nicht nur eine ausgezeichnete Fahrzeugbeherrschung haben, sondern auch Nerven aus Drahtseilen. Die von Sébastien Loeb müssen aus Titan sein. Der amtierende Weltmeister der World-Rallye-Championship (WRC) ist der erfolgreichste Rallyefahrer überhaupt. Mittlerweile hat der Franzose sieben WRC-Titel und 66-Rallyesiege in der WRC geholt – und ein Ende ist nicht in Sicht. Derzeit jagt der 37-Jährige mit einem Citroen DS3 über Schotter und Asphalt.
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Schnell und schmutzig huscht der flache und breite Kleinwagen durch die Weinberge bei Trier. Zwar stammt die Grundkarosserie aus der Serienproduktion und auch ein paar Anbauteile findet man beim Citroen-Händler um die Ecke. Mehr Gemeinsamkeiten gibt es aber bei dem rund 450.000 Euro teuren Sportgerät [foto id=“373562″ size=“small“ position=“left“]nicht. Das macht schon die Geräuschkulisse deutlich: Das Peitschen der Gänge und die kurzen Gasstöße knallen durch die Weinberge. Staub und Steine tanzen durch die Luft wie Mücken im Kerzenlicht. Mit hinterherziehender Staubfahne schießen Loeb und sein Beifahrer Daniel Elena die Serpentinen hinauf. Erst kurz vor einer Wiese rollt der Franzose aus, fährt auf eine Plane und lässt sein Auto von den Citroen-Mechanikern aufbocken. Jeder Handgriff sitzt. Schnell werden Fahrwerk, Bremse und Unterboden kontrolliert und die Daten des Bordcomputers ausgelesen. Ein kurzes Gespräch mit Sébastien Loeb und das Triebwerk wird für die nächste 2,5 Kilometer lange Testrunde gezündet. „Die Deutschland-Rallye ist eine schnelle Rallye, da muss alles perfekt sitzen“, sagt der Rallye-Profi. Unter laut singendem Getriebe und ruckartigen Lenkbewegungen geht es im Drift den Berg wieder hinab.
Fünf Tage testet das Werksteam aus Frankreich in der Region rund um Trier. Dabei werden vor allem die Federwege, Reifen und das Differential des Kleinwagen-Renners angepasst, damit der Citroen den bestmöglichen Grip entwickeln kann. Allerdings fährt Loeb nicht mit seinem Einsatzauto, sondern mit einem [foto id=“373563″ size=“small“ position=“left“]Testwagen. „Die Daten lassen sich aber eins zu eins auf das Wettbewerbsauto übertragen“, sagt Xavier Mestelan, technischer Manager von Citroen Motorsport. Der letzte Schliff vor jeder Rallye ist nötig, damit die Autos auf die unterschiedlichen Rennstrecken speziell abgestimmt werden können.
„In Deutschland ist der Grip auf der Straße zwar besser, die Strecke dafür aber auch schneller, schmaler und es gibt keine großen Sprünge. Wir können hier deshalb mit 18-Zoll Rädern fahren und das Fahrwerk härter und präziser abstimmen“, sagt der 40-jährige Mestelan. Beim letzten Lauf in Finnland, wo Loeb gewann, rolle der DS3 auf 15-Zoll-Rädern.
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Mit dem DS3 ist der Franzose dieses Jahr zum ersten Mal unterwegs. Unter dem leichten und extrabreiten Blech kommt ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit rund 235 kW/320 PS zum Einsatz, das Drehmoment liegt bei 350 Newtonmeter und jeder Gangwechsel des sequentiellen Getriebes klingt im Gehörgang nach. Damit die [foto id=“373565″ size=“small“ position=“left“]Kraft auf der Straße überhaupt ankommt, sind Fahrwerk, Allradantrieb und die beiden Differentiale an Vorder- und Hinterachse maßgeschneidert. Der doppelte Spoiler soll Flugeinlagen möglichst verhindern. „Wie schnell genau das Auto ist, weiß ich nicht, vielleicht 200 km/h. Aber nach höchstens drei Sekunden sind wir zumindest auf Tempo 100“, glaubt der Franzose. Die Topspeed sei aber nur zweitrangig. „Wichtig ist die Geschwindigkeit in den Kurven, die muss hoch sein“, sagt der Champion. Im Rennen orientiert er sich nur an der Drehzahl des Motors, nach Anzeige und nach Gehör. Damit er die Hände in den engen und schnellen Kurven nicht vom Lenkrad nehmen muss, sind die wichtigsten Schalter dort positioniert. Und auch der Schalthebel des sequentiellen Getriebes ist nur wenige Zentimeter entfernt auf gleicher Höhe platziert.
Alles am Renngerät ist Handarbeit – insgesamt entstehen pro Saison lediglich 15 Wettbewerbsfahrzeuge – davon nur drei für Sebastian Loeb. Drei sind für den anderen Werksfahrer reserviert, die anderen werden verkauft. Genaue Daten wie Leistung und Verbrauch des DS3 WRC möchte der technische Manager nicht offenlegen, das sorge nur für große Ohren bei der Konkurrenz. Denn die hat seit 2004 nichts zu lachen – seitdem dominiert Citroen mit Loeb die WRC nach Belieben. Nach acht von insgesamt 13 Läufen von Argentinien bis Australien führt Loeb in der Rangliste – ein gewohntes Bild.
Mit Rennanzug, Helm und Gegensprechanlage sitzen Loeb und sein Co-Pilot in dem engen Innenraum. Der Unterschied zum Serienauto wird hier noch deutlicher. Es geht sehr spartanisch zu: Nacktes Blech am Himmel, Käfig, Schalensitze und Sechs-Punkt-Gurte verbinden die beiden Insassen mit dem Auto. Statt [foto id=“373566″ size=“small“ position=“left“]Kunststoff sitzt leichtes Karbon am Blech, statt Radio und Klimaanlage sind Infodisplays und Tripmaster, statt Rückbank Ersatzrad und Werkzeug montiert. Das wird benötigt, wenn in einer Wertungsprüfung das Auto liegen bleibt und keiner von dem 150-köpfigen Team mit anpacken darf.
Nach so vielen Siegen und Titeln, reizt ihn noch was am Rallyesport? Sein Vertrag läuft Ende des Jahres aus. Eine spannende Aufgabe wäre vielleicht ein neugegründetes Team von Anfang an zu begleiten. VW will ab 2013 mit dem Polo die WRC aufmischen. Mit Loeb? „Ach, ich weiß nicht was in ein oder zwei Jahren ist, mal abwarten. Momentan macht es hier mir immer noch Spaß, ich genieße jede Fahrt, jeden Kampf. Solange das Auto genau das macht, was ich will, solange bin ich schnell“, sagt Loeb. Und es sieht ganz danach aus, als würde sich daran in absehbarer Zeit nicht viel ändern.
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geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 18.08.2011 aktualisiert am 18.08.2011
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