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Es hat lange gedauert, bis Yamaha seinem Tourer-Flaggschiff FJR 1300A ein Facelift spendiert hat: Seit der Premiere im Jahre 2001 hat es lediglich ein zartes Update vor sieben Jahren gegeben. Inzwischen hat die Konkurrenz den einstigen Vorreiter in Sachen „dynamische Tourer“ überholt. Das machte sich in sinkenden Verkaufszahlen bemerkbar. Bei der längst überfälligen Überarbeitung haben die Ingenieure fürs kommende Modelljahr den Dauerbrenner nicht komplett umgebaut, sondern ihm einige elektronische Zugaben, praxisgerechte Details sowie eine aufgefrischte Optik spendiert.
Motor und Fahrwerk haben die Japaner minimal modellgepflegt. Die Basis des 17 395 Euro teuren Tourers bildet also nach wie vor der flüssigkeitsgekühlte Reihenvierer mit 1 298 ccm Hubraum samt Kardanantrieb. Dazu gehört ein Leichtmetall-Brückenrahmen mit mächtiger 48-Millimeter-Telegabel und ein Zentralfederbein. Detail-Änderungen am Styling wie LEDs am unteren Scheinwerferrand als Tagfahrlicht, ein neues Windschild und zart modifizierte Seitenteile unterstreichen den Auftritt. Tiefer im Detail zeigen sich neue Instrumente und umfangreiche Bedienelemente, die für die elektronischen Innovationen [foto id=“439861″ size=“small“ position=“left“]notwendig waren. Dank der neuen elektronischen Ride-by-wire-Drosselklappensteuerung führt Yamaha einen Tempomaten, zwei wählbare Fahrmodi (Sport und Touring) sowie eine neue Traktionskontrolle ein, die mit dem nun schneller arbeitenden ABS verknüpft sind.
Trotz aller Neuerungen empfängt die FJR ihren Piloten mit bekanntem Ambiente in 805 Millimeter oder 825 Millimeter Höhe und mit deutlichem Abstand zum Lenker. Wohlig wie eh und je grummelt der Vierzylinder vor sich hin und vermittelt ein souveränes Fahrgefühl: Mühelos und geschmeidig nimmt er schon ab 2 000 Touren dann Gas an, kleine Dörfer lassen sich aber selbst im letzten Gang, also 5. Gang entspannt mit 50 km/h durchrollen.
Etwas enttäuschend fällt dagegen der Durchzug trotz der mit 108 kW/146 PS um drei Pferdchen gestiegenen Leistung und des erstarkten Drehmoments auf 138 Newtonmetern aus. Zum Überholen selbst im Sportmodus gilt es, einen Gang herunter zu schalten, im Touring-Modus entfaltet der Vierventiler seine Kraft so zurückhaltend, dass er sogar Ungeübte selbst auf rutschigem Kopfsteinpflaster in der Stadt nicht überfordert.
Auf der Autobahn ist die Japanerin ein ausgezeichneter Kilometerfresser. Der einfach vom linken Lenkerende bedienbare Tempomat erleichtert das Leben. Ebenfalls links lässt sich entweder die Frontscheibe Höhen verstellen, die Heizgriffe justieren oder das Multifunktionsdisplay umschalten. Der Windschutz hinter dem neuen Vorbau ist jedoch in keiner Scheibeneinstellung perfekt. Zwar bleiben lästige Turbulenzen aus, doch ist es recht laut im Helm.
Das eigentliche Revier der FJR liegt auf Überlandstraßen. In den schnellen Radien fühlen sich Maschine und Fahrer sauwohl, stabil liegt die Maschine in Schräglage und profitiert vom Grip-Niveau der neuen Metzeler-Z8-Bereifung. Bergab und in engen Kurven schieben die fast sechs Zentner Gewicht jedoch nach außen, das Motorrad will mit Körpereinsatz auf Linie [foto id=“439862″ size=“small“ position=“right“]gehalten werden. Auf schlechten Untergründen liefern die sensibel ansprechende Gabel und das ebenfalls komplett verstellbare Federbein guten Komfort. Ab April kommt die kupplungslos schaltbare „AS“-Variante in den Handel, die erstmals bei Yamaha über ein elektronisches Fahrwerk verfügt. Die Fahrwerksgrundabstimmung dürfte dann jedoch kaum anders sein.
Wer nur die Vorderbremse nutzt, muss für eine gute Bremskraft ziemlich kräftig am Hebel ziehen. Zusammen mit der als Kombibremse ausgeführten Hinterbremse gibt es eine sehr effektive Verzögerung bei einem subjektiv zu früh eingreifenden serienmäßigen ABS. Die Touringausstattung macht das bei ausgeschalteter Zündung selbstschließende Handschuhfach in der Front komplett; die voluminösen, prima integrierten Seitenkoffer und ein überarbeiteter Hauptständer erleichtern das Aufbocken.
Ob die Modellpflege dazu führt, die Zahl der bislang 95 000 FJR-Besitzer deutlich zu erhöhen, bleibt abzuwarten – der Wettbewerb ist stärker als vor zwölf Jahren. Aber zweifellos ist dies die beste FJR 1300 bislang, und das bei einem gleichbleibenden Preis von 17 395 Euro.
Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem Reihen-Vierzylinder-Viertakt-Motor, vier Ventile je Zylinder, Hubraum 1 298 ccm, Bohrung x Hub 79,0 x 66,2 mm, max. Leistung 108 kW/146 PS bei 8 000 U/min, max. Drehmoment 138 Nm bei 7 000 U/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, G-Kat, Fünfganggetriebe, Leichtmetall-Brückenrahmen, Teleskopgabel, Leichtmetall-Zweiarmschwinge mit angelenktem Zentralfederbein, zwei Scheibenbremsen vorn, eine hinten, ABS, CBS, Traktionskontrolle, Reifen vorn 120/70 ZR 17, hinten 180/55 ZR 17, Sitzhöhe 805/825 mm, Tankinhalt 25 Liter, Leergewicht 289 kg, Preis: 17 395 Euro.
geschrieben von auto.de/(rkm/mid) veröffentlicht am 23.10.2012 aktualisiert am 23.10.2012
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