Motor
Der nach Euro 4 homologierte Dreizylinder schafft in der Spitze 85 kW/115 PS und ein maximales Drehmoment von 87,5 Nm. Über drei Fahrmodi lässt sich der Motorcharakter variieren: Der Standardmodus arbeitet bei voller Leistung mit normalem Leistungseinsatz, Modus A ist der sportliche mit direkter Gasannahme, Modus B liefert etwas weniger Spitzenleistung bei weichem Leistungseinsatz. Eine dreistufige Traktionskontrolle arbeitet unabhängig von den Fahrmodi. Sämtliche Einstellungen lassen sich vom Lenker aus bedienen, der Fahrmodus während der Fahrt, die Justierung der Traktionskontrolle funktioniert nur im Stand.
Dabei ist der Dreizylinder eine echte Wucht. Spontaner Antritt bei niedrigen Drehzahlen gepaart mit hoher Drehfreude und vor allem kräftigem Durchzug sind seine Stärken. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass die Drehzahl schlecht ablesbar ist, denn der Drilling fühlt sich fast immer wohl, egal, ob lässig im großen Gang dahinrollend oder mit höherer Drehzahl sportlich durch die Gegend ballernd. Die Schaltbox samt neuer Antihopping-Kupplung funktioniert ebenfalls prima, Gangwechsel gehen leicht und präzise vom Fuß. Die Gasannahme fällt zwar weicher als in der MT-09 aus, ist im A-Modus aber noch immer viel zu ruppig. Standard funktioniert akzeptabler, doch einige bevorzugen den weicheren B-Modus - egal, die XSR bietet ja die Wahl. Der Drilling erfreut darüber hinaus mit guten Manieren und dem typischen Dreizylinder-Sound, der gerne auch etwas präsenter daher kommen darf.
Auf der XSR900 sitzt es sich sehr angenehm mit entspannten Kniewinkeln, auch wenn man eher auf als im Motorrad sitzt. Und die besser gepolsterte und breitere neue Sitzbank erlaubt längere Etappen als beim Schwestermodell, bei dem der Hintern schon recht bald nach einer Pause verlangt. Neu justiert hat Yamaha das Fahrwerk mit etwas strafferer Abstimmung. Bereits das Basis-Setup der in Federvorspannung sowie Druckstufendämpfung einstellbaren Federelemente taugt hervorragend für zügige Fortbewegung. Mit der sportlichen Geometrie, dem niedrigen Gewicht von 195 kg und dem vergleichsweise breiten Lenker agiert die Yamaha präzise in Kurven und hält zuverlässig die angepeilte Linie. Handlich, aber nicht nervös flitzt sie durch kurvige Ecken und nutzt mit gutem Trockengrip der montierten Bridgestone S20-Reifen die großzügige Schräglagenfreiheit aus.
Deutlich bauchiger als bei der MT-09 ist das Spritfass gestaltet, doch sind dies nur Blenden, das eigentliche Volumen von 14 Litern bleibt gleich. Extrem-Etappen sind damit nicht möglich, doch der moderate Verbrauch - Yamaha gibt 5,2 Liter je 100 Kilometer an - erlaubt annähernd tourentaugliche Reichweiten zwischen 200 und 250 Kilometer. Neben den beiden Standardfarben Blaumetallic und Silber gibt es die XSR im besonders gelungenen 60th Anniversary-Look, bei dem nicht nur der Tank im auffälligen Kenny Roberts-Design gehalten ist, sondern auch die Gabel goldfarben glänzt. Preislich geht es bei 9.495 Euro los, die 60th Anniversary kostet 300 Euro mehr. Somit kostet die XSR900 mindestens 1.100 Euro mehr als die technisch weitgehend identische MT-09, doch die Verfeinerungen der Kraftquelle, Optimierungen am Fahrwerk und die wertigere Anmutung rechtfertigen diesen Aufschlag.
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